Das Jahrzehnt seit dem Brexit ist für die deutsch-britischen Wirtschaftsbeziehungen geprägt von sinkenden Handelsvolumina und Investitionen. Jetzt erwarten Unternehmen wieder steigende Umsätze und Investitionen. Diese Trendwende belegt der „German-British Business Outlook 2025“, den KPMG in Deutschland gemeinsam mit der British Chamber of Commerce in Germany (BCCG) bereits im siebten Jahr in Folge erstellt: 85 Prozent der befragten deutschen Unternehmen erwarten eine Annäherung zwischen der EU und Großbritannien, 40 Prozent rechnen sogar mit einer „deutlich engeren“ Kooperation.
Strategische Neubewertung aufgrund geopolitischer Entwicklungen
Treiber dieser Rückbesinnung sind die geopolitischen Spannungen: Der protektionistische und unvorhersehbare Kurs der USA sowie akute Sicherheitsbedrohungen in Europa und weltweit rücken die deutsch-britischen Beziehungen verstärkt in den Fokus. Der im Mai 2025 geschlossene UK-EU-Sicherheits- und Verteidigungspakt sowie der deutsch-britische Freundschaftsvertrag vom Juli 2025 senden wichtige Signale an die Wirtschaft – sie schaffen neues Vertrauen in die bilateralen Beziehungen.
Umsätze legen spürbar zu
Für 2025 erwartet fast jedes zweite Unternehmen (48 Prozent) steigende Umsätze im deutsch-britischen Korridor. Im Fünfjahresausblick zeigt sich die Stimmung noch positiver: 72 Prozent rechnen mit Wachstum. Zugleich hat sich der Anteil der Pessimisten mehr als halbiert – nur noch 11 Prozent prognostizieren langfristige Umsatzrückgänge (2024: 26 Prozent).
Wachstum in Zukunftsbranchen
Besonders attraktiv sind die sich transformierenden Sektoren – von Advanced Manufacturing und Clean Energy über digitale Technologien und Life Sciences bis hin zu Verteidigung und Sicherheit. 30 Prozent der Befragten sehen hier konkrete Chancen (2024: 24 Prozent).
Der am stärksten wachsende Kooperationsbereich ist Verteidigung und Sicherheit: Er ist jetzt für 43 Prozent der Befragten relevant – eine direkte Folge der veränderten Sicherheitslage in Europa und des gerade geschlossenen UK-EU-Sicherheits- und Verteidigungspakts. Im Vorjahr waren es nur 26 Prozent.
Trotz Fortschritten: Hürden bleiben
Von der britischen Regierung wünschen sich 60 Prozent bessere Handelsbeziehungen mit der EU, 43 Prozent den Abbau von Handelsbarrieren. 55 Prozent der Unternehmen fordern von der Bundesregierung, dass sie die 2026 anstehende Überprüfung des EU-UK-Handelsabkommens nutzt, um wirtschaftliche Erleichterungen zu erreichen. 43 Prozent plädieren zudem für eine intensivere bilaterale Zusammenarbeit auf politischer und wirtschaftlicher Ebene.
Investitionspläne sorgen für Optimismus
Die generelle Zurückhaltung bei Investitionen im Vereinigten Königreich geht seit 2021 allmählich zurück. Damals hatten 69 Prozent der Unternehmen gar keine Investitionspläne. In der aktuellen Erhebung sind es noch 48 Prozent. Innerhalb von drei Jahren planen immerhin sieben Prozent der Befragten Projekte mit einem Investitionsvolumen von mehr als 250 Millionen Euro – Im Vorjahr plante das noch kein einziges Unternehmen. Und kleinere Investitionen in Höhe von bis zu fünf Millionen Euro beabsichtigen 38 Prozent, ein Plus von fünf Prozentpunkten.
Neue Regulierungen zwischen UK und EU belasten Unternehmen
Seit 2024 greifen im deutsch-britischen Wirtschaftsraum schrittweise neue Vorschriften, die nach dem Brexit zunächst verschoben wurden. So fühlen sich 32 Prozent der Unternehmen durch die 2025 eingeführte „Electronic Travel Authorization“ (ETA) besonders belastet.
German-British Business Outlook: 120 Unternehmen geben Einblicke
KPMG in Deutschland und die British Chamber of Commerce in Germany (BCCG) befragten für den diesjährigen German-British Business Outlook sowohl deutsche Tochtergesellschaften im Vereinigten Königreich als auch britische Tochtergesellschaften in Deutschland. Insgesamt nahmen 120 Unternehmen teil. Die Erhebung wurde zwischen dem 20. Mai und dem 8. August 2025 durchgeführt.