Mit einer Bevölkerung von gut 84 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern stellt Deutschland nur etwa ein Prozent der Weltbevölkerung von rund 8 Milliarden Menschen, erwirtschaftet aber knapp fünf Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts. Damit ist Deutschland die drittgrößte Wirtschaftsmacht der Welt. Dies gelang, weil sich die deutsche Wirtschaft in den letzten Jahrzehnten massiv internationalisiert und global vernetzt hat: Deutschland ist heute nach den USA das am stärksten global aktive und international investierte Land. Das Geschäftsmodell der deutschen Wirtschaft basiert auf weltweiten Lieferketten und Absatzmärkten sowie der Verfügbarkeit von günstigen internationalen Ressourcen und Produktionsstandorten. Dabei sind China und USA für die deutsche Wirtschaft die mit Abstand größten Lieferanten, Produktionsstandorte und Absatzmärkte.
Die deutsche Wirtschaft: global vernetzt und erfolgreich
Bedrohung des bisherigen Geschäftsmodells
Dieses Geschäftsmodell wird mehr und mehr bedroht durch das Decoupling bzw. Derisking – die Entkopplung der Weltwirtschaft, insbesondere der beiden großen Wirtschaftsblöcke USA und China – und durch geopolitische Störfälle.
Dabei ist das Decoupling bzw. Derisking kein kurzfristiges Phänomen, sondern ein langfristiger Trend, der durch „America First“ und Chinas Strategie der „zwei Kreisläufe“ (Dual circulation) in den letzten Jahren befeuert wurde. Entkopplung ist vielfältig und nimmt immer mehr zu:
Zugleich haben geopolitische Störfälle und Schocks – häufig als „schwarze Schwäne“ bezeichnet – in den letzten Jahren massiv zugenommen. Hierzu zählen Pandemien, Kriege, Menschenrechtsverletzungen, Umweltkatastrophen und Cyber-Attacken sowie die Einführung protektionistischer Maßnahmen, beispielsweise Sanktionen und Handelsbeschränkungen. Aktuelle Beispiele sind der Krieg Russlands in der Ukraine, die Covid-Pandemie, die Lockdowns in China, die globale Erwärmung, der Brexit einschließlich der dohenden Kündigung des EU-UK-Handelsabkommens durch Großbritannien, die Blockade des Suez-Kanals, die "WannaCry"-Cyber-Attacken und viele mehr.
Aufgrund der Häufung von Störfallen und Schocks, dem Protektionismus vieler Länder und dem Rückzug der Vereinigten Staaten als globale Ordnungsmacht wird das kommende Jahrzehnt von großer Unsicherheit geprägt sein.
Neuausrichtung erforderlich
Decoupling bzw. Derisking und die regelmäßig eintretenden geopolitischen Vorfälle erzwingen eine fortlaufende Adjustierung der Geschäftsstrategien, die wiederum zu vielfältigen Anpassungen aller Unternehmensprozesse, der Konzernstruktur, der Lieferketten, der Absatzmärkte und der globalen Wertschöpfung führt. Validieren Sie hier wie stark Ihre Organisation von einem fortschreitenden Decoupling bzw. Derisking betroffen ist:
Handlungsempfehlungen
Unternehmen gleich welcher Größe sollten heutzutage geopolitische Risiken systematisch und fortlaufend in ihren Unternehmensstrategien berücksichtigen und auf Veränderungen dieser Risiken geschäftspolitisch reagieren.
Hierbei sind folgende Aufgabenstränge zu unterscheiden:
Unsere Leistungen
Mit diesen Leistungen und dem Know-how unserer Spezialistinnen und Spezialisten können wir Unternehmen bei allen Fragen und Herausforderungen im Zusammenhang mit Geopolitik und Decoupling bzw. Derisking vollumfänglich beraten und unterstützen.
Mit einem interdisziplinären Spezialisten-Team bietet KPMG themenübergreifende Lösungen:
Das fortlaufende frühzeitige Erkennen von „Red flags“ sich ändernder Rahmenbedingungen, Gesetze und Regeln mithilfe technischer Screening-Lösungen bildet die Grundlage jeder strategischen Unternehmensentscheidung.
Kontakte: Tobias Naujoks, Jan-Hendrik Gnändiger
Ergebnis der Strategieanalyse ist ein adjustiertes geopolitisches Target Operating Model einer möglichst resilienten Struktur aller Unternehmensbereiche entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Kontakt: Tobias Naujoks
Basierend auf der geopolitischen Strategie und dem definierten Target Operating Model wird die Umsetzung in der Regel neue Markteintritte durch Gründungen, Beteiligungen oder Akquisitionen, aber auch Abspaltungen (Carve-Outs) und Unternehmensverkäufe (Divestments) von Geschäftsbereichen oder Exits aus Regionen erfordern.
Kontakt: Alexander Bischoff, Ralf Pfennig, Daniel Kaut
Die Neuausrichtung der globalen Gruppenstruktur muss operational (u.a. hins. IT), steuerlich und rechtlich optimiert durchgeführt werden. Lokalisierungen/Regionalisierungen, Separierungen und Integrationen werfen vielfältige operative Fragen auf.
Unternehmen müssen zudem in jedem Land in dem sie tätig sind ihr Geschäftsmodell immer wieder so anpassen, dass die lokalen länderspezifischen Gesetze, wie bspw. Steuergesetze und Datenschutzgesetze, Ein- und Ausfuhrkontrollgesetze, Investitionskontrollgesetze und Meldegesetze sowie nationale Sanktionsvorschriften befolgt werden.
Kontakt: Gernot Gutjahr, Lars Christian Mahler, Boris Schilmar, Julia Ruf
Um die regional geltenden und sich dynamisch entwickelnden Gesetze einzuhalten sowie Sanktionen zu vermeiden, aber auch um Chancen zu erkennen, ist die Einrichtung eines weltumfassenden länderspezifischen Compliance/Chancen-Management-Systems (CCMS) erforderlich.
Kontakt: Jan-Hendrik Gnändiger, Johann Schnabel, Carsten Wember
Resilienz in Zeiten des Decoupling bzw. Derisking und geopolitischer Krisen
Unsere Lösungen zum Decoupling bzw. Derisking im Überblick