Das seit 2022 vorherrschende Hochzinsumfeld hat die Gewinne beflügelt, und dank der starken Finanzmärkte im Jahr 2024 wurde das verwaltete Vermögen (AuM) weiter gesteigert. Somit konnten die Schweizer Privatbanken das höchste AuM-Niveau seit Beginn unserer Studie erreichen.

Unter der Oberfläche zeigen sich jedoch weiterhin zahlreiche Herausforderungen. Als der Boom bei den Zinserträgen Mitte 2024 deutlich nachliess, gelang es den Banken, die geringeren Zinserträge dank höherer Kommissionserträge in einem starken Marktumfeld zu kompensieren. Mit Blick nach vorne wird es entscheidend sein, dass die Banken ihren Fokus gezielt auf das Kerngeschäft mit Kommissionserträgen legen.

Für unsere Studie hat ein HSG-Team die Geschäftsmodelle der Schweizer Privatbanken analysiert und dabei zwei klar erfolgreiche Modelle für eine höhere und nachhaltige Profitabilität identifiziert.

Gleichzeitig hat die Konsolidierung an Fahrt aufgenommen. Von 85 Schweizer Privatbanken zu Beginn des Jahres 2024 erwarten wir, dass bis Ende 2025 weniger als 80 verbleiben werden. Im vergangenen Jahr wurde zudem die grösste Transaktion im Schweizer Private Banking seit über einem Jahrzehnt abgeschlossen: Safra Sarasin übernahm die Saxo Bank.


"Jetzt ist es an der Zeit, angesichts sinkender Zinsen das Kommissionsgeschäft zu stärken. Um die Profitabilität zu erhalten oder zu steigern, müssen sich Banken die Frage stellen, ob sie dazu das richtige Geschäftsmodell haben."
 

Christian Hintermann
Partner, Financial Services


Clarity on Swiss Private Banks

Clarity on Swiss Private Banks

Kernbotschaften

  • Ein starkes Jahr: Kommissionserträge kompensieren rückläufige Zinserträge

    Fast zwei Drittel der Banken meldeten im vergangenen Jahr ein schlechteres Kosten-Ertrags-Verhältnis (Cost-Income-Ratio). Trotz des Rückgangs bei den Zinserträgen, die 2023 stark angestiegen waren, zählen weiterhin rund 40 % zu den leistungsstarken Banken – alle mit einer Cost-Income-Ratio unter 70 %.

     

    Die Zahl der leistungsschwachen Banken mit einer Cost-Income-Ratio über 90 % stieg jedoch um die Hälfte auf 15 an. Da der positive Effekt des Zinsumfelds nachlässt und in der Schweiz sogar negative Zinsen möglich sind, müssen sich die Banken wieder verstärkt darauf konzentrieren, ihr Kerngeschäft mit Kommissionserträgen auszubauen und weiterzuentwickeln.

  • Mehrheit der Banken deckt Eigenkapitalkosten nicht

    Nur 31 % der Banken erzielten 2024 eine Eigenkapitalrendite (RoE), die über ihren Eigenkapitalkosten lag. Dafür wäre eine Cost-Income-Ratio deutlich unter 80 % erforderlich.

     

    Nach Bereinigung des hohen Kapitalüberschusses in der Branche übertrafen 42 Banken ihre Eigenkapitalkosten. Vor dem Hintergrund des weiterhin hohen Kapitalüberschusses und des Mangels an Investitions- und Wachstumsmöglichkeiten haben die Banken in den vergangenen fünf Jahren 80 % ihrer Nettogewinne an ihre Aktionäre ausgeschüttet.

  • Nische oder global: die zwei Erfolgsmodelle

    Zwei Geschäftsmodelle sind für eine höhere und nachhaltige Profitabilität besonders erfolgreich: Das eine Modell ist das einer Grossbank mit starker internationaler Präsenz und umfassendem Leistungsangebot.

     

    Das andere ist das einer kleineren, vorwiegend in der Schweiz tätigen Bank mit sehr spezialisiertem Angebot. Die meisten Schweizer Privatbanken werden sich künftig einem dieser Modelle annähern müssen – die Herausforderungen dieses Wandels könnten zu weiteren Marktaustritten führen.

  • AuM auf Rekordhoch – NNM verfehlt Erwartungen

    Das mittlere AuM-Wachstum von 13 % im vergangenen Jahr führte zu einem neuen Höchststand beim verwalteten Vermögen, getragen von der positiven Marktentwicklung.

    Der wichtigste Treiber des AuM-Wachstums in den letzten fünf Jahren war das Netto-Neugeld (NNM), das 2024 mit CHF 72 Mrd. deutlich unter dem Rekordwert von CHF 131 Mrd. aus dem Jahr 2021 lag. Sechs der acht grössten Schweizer Privatbanken erzielten in jedem der letzten fünf Jahre ein positives NNM. Bei den mittelgrossen Banken waren es nur 41 %, bei den kleinen Banken 32 %.

  • Zurückkehrende Konsolidierung: Weniger als 80 Banken werden übrig bleiben

    Obwohl die Anzahl der Transaktionen weiterhin gering ist, hat die Konsolidierung nach einigen Jahren der Stagnation spürbar an Fahrt aufgenommen. Dies dürfte dazu führen, dass die Zahl der Schweizer Privatbanken von 85 zu Jahresbeginn 2024 auf unter 80 bis Ende dieses Jahres sinken wird.

     

    Die Erwartung, dass das erste Jahr der verschärften Regulierungsanforderungen zu einer Vielzahl an Transaktionen bei unabhängigen Vermögensverwaltern führen würde, hat sich hingegen nicht bestätigt.


Anzahl Privatbanken und M&A

Zu Beginn des Jahres 2024 zählten wir 85 Privatbanken. Bis Ende 2025 erwarten wir, dass diese Zahl auf unter 80 sinken wird – hauptsächlich aufgrund der fortschreitenden Konsolidierung im Inland.

International haben grössere Schweizer Privatbanken ihre Wettbewerbsfähigkeit durch gezielte Transaktionen in Grossbritannien, Dänemark und Brasilien weiter gestärkt. Besonders hervorzuheben ist dabei die Übernahme der Saxo Bank durch Safra Sarasin – der grösste Schweizer Private-Banking-Deal der letzten zehn Jahre. 

Anzahl Schweizer Privatbanken nach AuM > Klicken Sie auf die Grafik, um diese zu vergrössern
  • Ausblick

    Die Senkung der Leitzinsen durch die SNB setzt die Nettozinserträge der Banken weiter unter Druck, und die Margen dürften insgesamt angespannt bleiben. Wir gehen davon aus, dass dies Bankeneigentümer dazu veranlassen wird, ihre M&A-Strategien neu zu überdenken, was im Verlauf des Jahres 2025 zu einer Zunahme der M&A-Aktivitäten führen dürfte.

     

    Zusammengefasst erwarten wir, dass insbesondere grössere Banken auf der Käuferseite bereitstehen, mit einem besonderen Fokus auf kleine und mittelgrosse Institute, die sich möglicherweise neu am Markt positionieren.


Diversifikationsstrategien von Privatbanken: Geografische Präsenz und Dienstleistungsangebot

Das Forschungsteam des HSG-Instituts für Management und Strategie hat untersucht, ob und wie sich geografische und produktbezogene Diversifikation im Zeitraum 2015–2024 auf die Profitabilität der Schweizer Privatbanken ausgewirkt hat.

Das Ergebnis ist eindeutig: Zwei Geschäftsmodelle sind Voraussetzung für eine höhere und nachhaltige Profitabilität. Entweder ist man eine grosse Bank mit starker internationaler Präsenz und umfassendem Dienstleistungsangebot – oder eine kleinere, ausschliesslich in der Schweiz tätige Bank mit einem sehr spezialisierten Angebot.

Study HSG

HSG Analyse

Lesen Sie die vollständige Analyse inklusive Methodik (auf Englisch).

Auswirkungen geographischer und Dienstleistungens-Diversifikation auf die Rentabilität > Klicken Sie auf die Grafik, um diese zu vergrössern

Generieren Schweizer Privatbanken Mehrwert für Aktionäre?

Erstmals haben wir dieses Jahr analysiert, ob Banken tatsächlich Mehrwert für ihre Aktionäre generieren. Dazu haben wir die Eigenkapitalkosten der einzelnen Banken geschätzt und mit ihrer Eigenkapitalrendite (RoE) verglichen. Nur 31 % der Banken erzielten eine RoE, die über ihren Eigenkapitalkosten lag.

Fast zwei Drittel der Banken verzeichneten 2024 einen Rückgang der RoE, auch wenn der Medianwert historisch betrachtet stark bleibt. Besonders kleinere Banken litten unter den gesunkenen Zinsen – ihre RoE fiel von 9,3 % auf 7,5 % im Jahr 2024.

Dies ist ein deutliches Zeichen dafür, dass vielen Banken die nötige Grösse für nachhaltige Profitabilität fehlt oder ihre Geschäftsmodelle nicht ausreichend Ertrag und Wachstum generieren.


Anzahl der Banken nach Spanne zwischen Eigenkapitalkosten und Eigenkapitalrendite > Klicken Sie auf die Grafik, um diese zu vergrössern

Operative Profitabilität bleibt nahe am historischen Höchststand von 2023

Das Ende der Zinswelle begann sich bereits im letzten Jahr auf die Performance der Banken auszuwirken – fast zwei Drittel der Institute meldeten ein schlechteres Kosten-Ertrags-Verhältnis (Cost-Income-Ratio) als 2023. Die Cost-Income-Ratios schwanken weiterhin stark zwischen den Banken, von 37,2 % bis 119 %. Nur die starken Banken konnten ihre Cost-Income-Ratio im Jahr 2024 weiter senken.

Die Verteilung der Performance-Cluster blieb im Vergleich zu 2023 – dem bisher stärksten Jahr – weitgehend stabil. Die Hauptveränderung: Die Zahl der Banken im oberen Mittelfeld («Upper-Mid») sank um fünf, während die Zahl der leistungsschwachen Banken um fünf zunahm.

Die Cost-Income-Ratio der leistungsschwachen Banken stieg von 92 % auf 102 %, bei den Upper-Mid Banken um 2,1 % und bei den Lower-Mid Banken um 3,3 %. Dies verdeutlicht den Einfluss der sinkenden Zinsen. Nur die leistungsstarken Banken konnten ihre Cost-Income-Ratio 2024 weiter senken, von 61,7 % auf 58,6 %.


Verwaltete Vermögen: Getrieben von der Marktentwicklung

Das verwaltete Vermögen (AuM) in der Branche erreichte 2024 den höchsten Stand seit Beginn unserer Berichterstattung. Die Banken erzielten ein mittleres AuM-Wachstum von 13 %. In den letzten fünf Jahren haben grosse Banken CHF 390Mrd. an AuM hinzugewonnen, mittlere Banken CHF 127 Mrd. und kleinere Banken CHF 37 Mrd.

Der grösste Treiber dieses Wachstums war das Netto-Neugeld (NNM), das in fünf Jahren CHF 415 Mrd. zum Branchen-AuM beigetragen hat. Während die NNM-Entwicklung je nach Bank stark variierte, schnitten die grössten Institute am besten ab: Sechs von acht Grossbanken erzielten in jedem der letzten fünf Jahre ein positives NNM.

Aggregierte AuM-Entwicklung 2020–2024

Angesichts der grossen jährlichen Schwankungen durch die Finanzmärkte und Währungen haben wir die Treiber des AuM-Wachstums der letzten fünf Jahre genauer analysiert.

In einzelnen Jahren hatte die Performance (inklusive Währungseffekte) oft den grössten Einfluss. Insgesamt gleichen sich die starken Schwankungen aber aus – der grösste positive Effekt lag 2024 bei CHF 335 Mrd., der grösste negative 2022 bei CHF 406 Mrd.

Durchschnittlicher Anteil ausländischer Kunden

Um den ungefähren Anteil ausländischer Kunden («Offshore Kunden») zu bestimmen, haben wir die Kundeneinlagen als Indikator herangezogen.

Die Analyse zeigt, dass rund 30 % der Kunden in der Schweiz und 70 % im Ausland ansässig sind. Der Anteil der Offshore-Kunden ist über die Jahre gesunken, vor allem aufgrund des starken Schweizer Frankens.

 

Entwicklung der aggregierten verwalteten Vermögen > Klicken Sie auf die Grafik, um diese zu vergrössern
Anteil der Kunden mit Domizil ausserhalb der Schweiz > Klicken Sie auf die Grafik, um diese zu vergrössern

Interessieren Sie sich für weitere Daten und Grafiken zu Schweizer Privatbanken?

Clarity on Swiss Private Banks

Clarity on Swiss Private Banks

Nische oder global? Mit dem Ende der Zinswelle rückt das Kerngeschäft wieder in den Fokus. Jetzt gilt es, die eigenen Stärken gezielt auszuspielen.


Kontaktieren Sie unser Expertenteam

Christian Hintermann

Partner, Financial Services

KPMG Switzerland

Pascal Sprenger

Partner, Leiter Financial Services, Mitglied des geschäftsführenden Verwaltungsrats

KPMG Switzerland

Financial Services

Wir unterstützen Sie bei der Erreichung Ihrer Ziele mittels führender Expertise und Technologien im Finanzsektor.