Was ist IFRS 18?


IFRS 18 „Darstellung und Offenlegung in Abschlüssen“ ist der neue Standard, der IAS 1 „Darstellung des Abschlusses“ ersetzt und einen bedeutenden Wandel in der Präsentation von Abschlüssen nach den International Financial Reporting Standards (IFRS) einleitet. Ziel von IFRS 18 ist es, die Klarheit und Transparenz von Abschlüssen zu verbessern – mit einem besonderen Fokus auf die Gliederung der Gewinn- und Verlustrechnung.

IFRS 18 führt neue Anforderungen ein, die die Offenlegungspflichten nach IFRS und die Struktur sowie Verständlichkeit von Abschlüssen – insbesondere der Gewinn- und Verlustrechnung – deutlich verbessern. Diese Änderungen ermöglichen es Investoren und anderen Interessengruppen, Abschlüsse verschiedener Unternehmen leichter zu analysieren und miteinander zu vergleichen.

Obwohl IFRS 18 wesentliche Neuerungen mit sich bringt, bleiben viele Kernelemente des bisherigen Standards IAS 1 erhalten. Sie werden entweder mit geringfügigen Anpassungen übernommen oder in andere IFRS-Standards integriert.

Verpflichtend anzuwenden ist IFRS 18 für Geschäftsjahre, die am oder nach dem 1. Januar 2027 beginnen. Eine frühere Anwendung ist jedoch zulässig.

 

Warum ist IFRS 18 für Unternehmen wichtig?


IFRS 18 betrifft Unternehmen aller Branchen, die ihre Abschlüsse nach IFRS aufstellen – darunter börsennotierte Unternehmen, private Gesellschaften und gemeinnützige Organisationen.

Zwar ändert IFRS 18 nicht die Grundsätze zur Erfassung und Bewertung von Vermögenswerten und Schulden, doch es hat erheblichen Einfluss darauf, wie finanzielle Informationen dargestellt und offengelegt werden. Dazu gehören unter anderem Anpassungen im Aufbau der Bilanz und der Kapitalflussrechnung sowie erweiterte Angaben.

Martin Stevka

Partner, Head Accounting Advisory Services Corporates

KPMG Switzerland

Daniel Haas

Partner, Co-Head Accounting Advisory Services Corporates

KPMG Switzerland

Zentrale Änderungen: Von IAS 1 zu IFRS 18 – Was ist neu?

Der neue Standard bringt folgende wesentliche Neuerungen für die Berichtsstruktur in IFRS-Abschlüssen mit sich:

  • Neue Ertragskategorien

    Gliederung der Gewinn- und Verlustrechnung in drei neu definierte Kategorien: operativ, investiv und finanzierend.


  • Standardisierte Zwischensummen

    Einführung von zwei neuen Zwischensummen:

    1. Operatives Ergebnis 

    2. Ergebnis vor Finanzierung und Ertragsteuern


  • Offenlegung von MPMs

    Neue Offenlegungspflichten für leistungsbezogene Kennzahlen des Managements (MPMs: Management Performance Measures), die die Sichtweise des Managements auf die Unternehmensleistung widerspiegeln.


  • Klare Darstellung der Aufwendungen

    Erweiterte Vorgaben zur Aggregation und Disaggregation, einschliesslich verpflichtender Aufschlüsselung bestimmter Aufwendungen im Anhang, wenn operative Aufwendungen nach Funktionen dargestellt werden.

Diese Änderungen führen zu einer neuen Berichtsstruktur nach IFRS 18 und werden voraussichtlich sowohl die interne als auch die externe Berichterstattung beeinflussen.

Auswirkungen von IFRS 18 auf Unternehmen

Strategische und operative Implikationen:

  • Bevorstehende Systemänderungen

    IFRS 18 wird von Unternehmen verlangen, ihre Darstellung der Finanzberichterstattung und der Rechnungslegungsdaten grundlegend zu ändern. Dies kann Auswirkungen darauf haben, wie Nettogewinn und Aufwendungen in der Gewinn- und Verlustrechnung ausgewiesen werden, und erfordert Anpassungen bei Umfang und Struktur der Angaben im Anhang.

    Folglich müssen viele Organisationen ihre Finanzberichterstattungssysteme, Prozesse und internen Kontrollmechanismen aktualisieren. Da die aktuellen Berichtspraktiken und der Reifegrad der Systeme von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich sind, wird auch der Umfang der Auswirkungen variieren.

  • Komplexere Klassifizierungen

    Unternehmen, die bereits eine Zwischensumme „Operatives Ergebnis“ ausweisen, müssen möglicherweise ihre Berechnungen an die neuen Anforderungen anpassen. Die Einordnung von Erträgen und Aufwendungen in die neuen Kategorien kann komplex und zeitaufwendig sein, insbesondere für Unternehmen mit vielfältigen Geschäftsbereichen, die eine sorgfältige Beurteilung erfordern.

  • Neue Leistungskennzahlen

    Die Einführung neuer Anforderungen für leistungsbezogene Kennzahlen des Managements (MPMs) kann zudem Einfluss darauf haben, wie Unternehmen ihre finanzielle Leistung gegenüber Investoren und anderen Stakeholdern kommunizieren. Ein proaktives Vorgehen bei der Planung und der Stakeholder-Kommunikation ist daher entscheidend, um die Änderungen verständlich zu vermitteln und Transparenz zu gewährleisten.

Warum besteht Bedarf für IFRS 18?

Zentrale Treiber für die Einführung von IFRS 18

Investoren wünschen sich vergleichbare Gewinn- und Verlustrechnungen sowie Zwischensummen und detailliertere Informationen, um die Unternehmensleistung besser zu verstehen und den Vergleich zwischen Unternehmen zu erleichtern. Zwar berichten einige Unternehmen bereits über eine Zwischensumme „Operatives Ergebnis“, doch variieren die Berechnungsmethoden stark, was den Vergleich der Ergebnisse erschwert.

Zudem verwenden viele Unternehmen sogenannte Non-GAAP-Kennzahlen (auch als alternative Leistungskennzahlen bekannt), wie beispielsweise den Bruttogewinn, um ihre finanzielle Leistung zu erläutern. Inkonsequente oder qualitativ mangelhafte Offenlegungen zu diesen Kennzahlen sorgen jedoch bei Investoren für Unsicherheit.

IFRS 18 begegnet diesen Herausforderungen, indem es Unternehmen unterstützt, die für Investoren wertvollen Angaben in den Abschlüssen klarer und einheitlicher zu kommunizieren.


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Wie KPMG Schweiz Ihnen helfen kann – Ihr Partner für Beratung in der IFRS-Finanzberichterstattung

Bei KPMG verstehen wir die technischen und branchenspezifischen Herausforderungen bei der Umsetzung von IFRS 18. Unsere Experten bieten massgeschneiderte Unterstützung, damit Unternehmen ihre Finanzabschlüsse an die neuen IFRS-Anforderungen hinsichtlich Darstellung, Gliederung und Offenlegung anpassen können.

Unser Service bei der Implementierung von IFRS 18 umfasst:

  • Unterstützung bei der Interpretation der Anforderungen zu Gliederung, Darstellung und Offenlegung nach IFRS 18.
  • Hilfe bei der Aktualisierung des Kontenplans, interner Systeme und Prozesse.
  • Unterstützung bei der Kommunikation der Änderungen der finanziellen Leistung gegenüber Stakeholdern.
  • Bereitstellung von Tools und Erkenntnissen zur Verbesserung der Finanzberichterstattung und Rechnungslegung nach IFRS 18.

FAQs

IFRS 18 ersetzt IAS 1 und führt aktualisierte Anforderungen ein, um die Darstellung und Offenlegung von Finanzinformationen in IFRS-Abschlüssen zu verbessern.

Die vier zentralen Änderungen von IFRS 18 zielen darauf ab, die Finanzberichterstattung zu verbessern durch:

  1. Klassifizierung von Erträgen und Aufwendungen in die Kategorien operativ, investiv und finanzierend.

  2. Einführung neuer Zwischensummen wie „Operatives Ergebnis“ und „Ergebnis vor Finanzierung und Ertragsteuern“.

  3. Verpflichtende Offenlegung von leistungsbezogenen Kennzahlen des Managements (MPMs: Management Performance Measures).

  4. Verbesserung der Aggregation und Disaggregation von Finanzinformationen, einschliesslich detaillierter Aufwandsangaben im Anhang.

Obwohl IFRS 18 die Darstellung und Offenlegung verbessert, gibt es einige Herausforderungen:

  • Die Umsetzung der neuen Gliederungs- und Offenlegungspflichten kann komplex und zeitaufwendig sein, insbesondere für Unternehmen mit vielfältigen Geschäftsbereichen.
  • Die erforderliche hohe Ermessensspielraum bei der Klassifizierung von Erträgen und Aufwendungen kann zu Inkonsistenzen zwischen Unternehmen führen.
  • Kleinere Unternehmen könnten Schwierigkeiten haben, ihre Berichtssysteme und -prozesse an den neuen Standard anzupassen.

Unternehmen sollten folgende Schritte fokussieren:

  • Die Auswirkungen von IFRS 18 auf die aktuelle Berichterstattung bewerten.
  • Mit der Planung notwendiger System- und Prozessanpassungen beginnen.
  • Bestehende Leistungskennzahlen und Offenlegungen überprüfen.
  • Frühzeitig den Dialog mit Stakeholdern suchen, um eine klare Kommunikation der bevorstehenden Änderungen zu gewährleisten.

IFRS 18 soll die Vergleichbarkeit durch Standardisierung der Klassifizierung und Darstellung von Erträgen und Aufwendungen verbessern. Die verstärkte Nutzung von Management-Kennzahlen (MPMs) bringt jedoch eine gewisse Subjektivität mit sich, die die Vergleichbarkeit beeinträchtigen könnte, wenn Unternehmen unterschiedliche Definitionen verwenden. Deshalb sind transparente Offenlegungen entscheidend, damit Anwender Finanzinformationen effektiv verstehen und vergleichen können.


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IFRS 18 – Erste Einschätzungen zu Darstellung und Offenlegung

Diese Publikation bietet einen kompakten Überblick über die wichtigsten Neuerungen, die IFRS 18 mit sich bringt – darunter der neu strukturierte Abschluss der Gesamtergebnisrechnung, die Einbindung von Managementkennzahlen in den Abschluss sowie erweiterte Angabepflichten. Ein Pflichtdokument für alle, die sich auf die Umsetzung vorbereiten (auf Englisch).


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