Schweizer Privatbanken: verwaltete Vermögen auf Rekordhoch

26. Juni 2025

  • Trotz rückläufiger Zinserträge steigerten die Privatbanken in der Schweiz ihren Netto-Gewinn um knapp eine Milliarde Schweizer Franken auf über CHF 4 Mrd.
  • Die verwalteten Vermögen stiegen von knapp 3 auf rekordhohe 3,4 Billionen Franken.
  • Das Kosten-Ertrags-Verhältnis ist wegen positiver Finanzmärkte nur leicht gestiegen.
  • Erstmals seit 2022 geht die Zahl der Privatbanken zurück und dürfte bis Ende 2025 aufgrund von Übernahmen von 85 auf unter 80 fallen.
  • Die Akquisition der Saxo Bank durch Safra Sarasin war die grösste Transaktion mit Privatbankenbeteiligung der letzten 10 Jahre.

Die Privatbanken in der Schweiz steigerten ihre Erträge in 2024 gegenüber dem Vorjahr von CHF 20,5 Mrd. auf CHF 21,4 Mrd. Das Ertragswachstum von über CHF 900 Mio. lässt sich vor allem auf erhöhte Kommissions- und Handelseinkünfte zurückführen. Das Zinsergebnis sank hingegen um rund 10% von 5,1 auf 4,6 Mrd. Franken. Die Gewinne nach Steuern legten von knapp CHF 3,1 auf über CHF 4,0 Mrd. zu.

Verwaltete Vermögen auf Höchststand

Dank einer positiven Entwicklung an den Finanzmärkten haben die Privatbanken ihre verwalteten Vermögen im vergangenen Jahr um 14% erhöht und verwalten nun mit 3,4 Billionen Franken so viel Vermögen wie noch nie. Netto-Neugelder trugen ebenfalls zum Wachstum bei, wobei diese mit 72 Milliarden Franken relativ tief ausfielen.

Insbesondere den mittelgrossen Privatbanken ist es gelungen, neue Kundengelder anzuziehen. «Die Einstellung von Kundenberaterinnen und -beratern von UBS/CS hat sich nur beschränkt in zusätzlichen Neugeldern niedergeschlagen», so Christian Hintermann, Studienleiter und Bankenexperte bei KPMG Schweiz.

Kosten nehmen weiter zu

Die operativen Kosten der Privatbanken haben sich in 2024 um mehr als CHF 500 Mio. auf rund CHF 15,3 Mrd. erhöht. Der Kostenanstieg ist vor allem auf erhöhte Personalkosten (+ CHF 347 Mio.) zurückzuführen, die mit CHF 10,6 Mrd. rund zwei Drittel der operativen Ausgaben ausmachen. Erstmals verzeichnen die Privatbanken mehr als 40'000 Vollzeitäquivalente.

Aufgrund der gestiegenen Kosten in Kombination mit einem rückläufigen Zinsergebnis hat das Kosten-Ertragsverhältnis der Privatbanken leicht zugenommen, von 74,3 auf 75,5% im Median. Fast zwei Drittel der Banken meldeten in 2024 ein höheres Kosten-Ertrags-Verhältnis als im Vorjahr, wobei die kleinen Banken am stärksten betroffen waren.

Trotz des Anstiegs ist das Kosten-Ertrags-Verhältnis dank florierender Finanzmärkte nach wie vor auf historisch tiefem Niveau. Dies dürfte sich 2025 ändern, da die Zinsen weiter sinken und das Marktumfeld anspruchsvoller wird. «Da die Vorteile des einzigartigen Zinsumfelds weggefallen sind und die SNB die Leitzinsen auf Null gesenkt hat, müssen sich die Banken wieder stärker auf ihr Kerngeschäft mit Kommissionen konzentrieren und überlegen, wie sie dieses weiterentwickeln können», sagt Hintermann.

Mittelgrosse Privatbanken besonders gefordert

Fast zwei Drittel der Banken verzeichneten einen Rückgang der Eigenkapitalrendite, obwohl der Medianwert von 6,3% weiterhin hoch ist (Vorjahr: 7,4%). Die niedrigeren Zinssätze trafen kleine Banken am härtesten – mit einem Rückgang der Eigenkapitalrendite von 9,3% auf 7,5%. 22 Banken erzielten eine Eigenkapitalrendite von über 10%, darunter fünf der acht grossen Privatbanken («Big8»). Neun Banken erwirtschafteten Verluste und hatten eine negative Eigenkapitalrendite.

«Die meisten Privatbanken können trotz höherer Eigenkapitalrendite die Eigenkapitalkosten nicht decken. Besonders das Segment der mittelgrossen Banken steht vor der Herausforderung, das richtige Geschäfts- und Betriebsmodell zu finden», sagt Christian Hintermann.

Zwei Erfolgsmodelle: global und diversifiziert oder lokal und fokussiert

Dass eine klare strategische Ausrichtung erfolgsfördernd ist, bestätigt auch eine Auswertung der Universität St. Gallen (HSG) im Rahmen der vorliegenden Studie. Sie zeigt, wie sich die geografische und produktbezogene Diversifizierung auf die Performance der Schweizer Privatbanken auswirkt. Die derzeit erfolgreichsten Banken lassen sich in zwei Kategorien einteilen: Erstens jene, die sowohl geografisch als auch im Produktangebot diversifiziert sind. Zweitens fokussierte, lokale Banken, die sich vorwiegend auf den Schweizer Markt und wenige Kerndienstleistungen beschränken.

«Um im gegenwärtigen Umfeld erfolgreich zu sein, müssen die Schweizer Privatbanken entweder die nötige Grösse und Breite erreichen oder sich für eine fokussierte Nischen-Strategie entscheiden, bei der sie punkto Kundennähe führend sein können», so Hintermann.

Zahl der Privatbanken sinkt

Übernahmen in der zweiten Hälfte 2024 und der ersten Hälfte 2025 sorgten nach drei stabilen Jahren für einen weiteren Rückgang der Anzahl Privatbanken von 85 auf 83. Aufgrund von angekündigten Transaktionen dürfte die Zahl bis Ende 2025 auf unter 80 sinken. Damit hat sich Zahl der Akteure in den letzten 15 Jahren von ehemals 156 nahezu halbiert.

Auf internationaler Ebene haben die «Big8» der Branche ihr Angebot durch Übernahmen und Verkäufe in Grossbritannien, Dänemark und Brasilien weiter gestrafft und wettbewerbsfähiger gemacht. Dazu zählt unter anderem die Übernahme der Saxo Bank durch Safra Sarasin, die grösste Transaktion unter Beteiligung einer Privatbank der letzten zehn Jahre.

Die Erwartung, dass das erste Jahr der zusätzlichen regulatorischen Anforderungen eine hohe Anzahl von Transaktionen im Bereich der unabhängigen Vermögensverwalter auslösen würde, hat sich nicht erfüllt.


Methodik

In der jährlichen Studie «Clarity on Swiss Private Banks» untersuchten KPMG und die Universität St. Gallen (HSG) insgesamt 71 in der Schweiz tätige Privatbanken und beurteilten deren Performance sowie die wichtigsten Branchentrends. Zu den grossen Privatbanken («Big 8») zählen Edmond de Rothschild, EFG, J. Safra Sarasin, Julius Bär, Lombard Odier, Pictet, UBP und Vontobel.

Die Eigenkapitalkosten wurden anhand des erweiterten Capital Asset Pricing-Modells ermittelt. Dabei werden verschiedene Faktoren berücksichtigt, u.a. der Geschäftsmix (Vermögensverwaltung gegenüber Asset Management), der Währungsmix der Kundenvermögen sowie Small-Cap- und Länderrisikoprämien für jede Privatbank. Im Jahr 2024 betrugen die minimalen Eigenkapitalkosten für die Banken in unserer Stichprobe 8,4%, die durchschnittlichen 10,9% und die maximalen 13,1%.

Weitere Informationen sowie die ausführliche Studie finden Sie unter: kpmg.ch/pb

Dominik Weber

Leiter externe Kommunikation

KPMG Switzerland