IT – ein wichtiger Faktor bei Fusionen und Übernahmen

Die Rolle der IT in Transaktionen.

Mit dem rasanten technischen Fortschritt hat sich auch die Rolle der IT gewandelt – von einer Backend-Funktion zum zentralen Geschäftselement eines Unternehmens. IT gilt heute als wichtiger Treiber für Veränderungen, ist ein entscheidendes Alleinstellungsmerkmal und dient als Katalysator für die Transformation von Geschäftsprozessen.

Vor diesem Hintergrund müssen Käufer und Verkäufer auch die immer wichtigere Rolle der IT bei M&A-Transaktionen berücksichtigen. Die frühzeitige Einbindung der IT bietet wertvolle Chancen und hilft, potenzielle Herausforderungen zu erkennen und proaktiv anzugehen.

Ines Michel-Leitao

Director, Digital Transformation

KPMG Switzerland

IT-Herausforderungen bei M&A-Transaktionen

Ein effektives IT-Management kann den Erfolg einer Transaktion und die langfristige Wertschöpfung erheblich beeinflussen.

Wenn sich aus einem Geschäft trotz übereinstimmender Strategien und Finanzen keine potenziellen Synergien ergeben, stellt eine mangelnde Integration oder Trennung der IT oft eine der Hauptursachen dar. Obwohl die IT erwiesenermassen ein wichtiger Bestandteil erfolgreicher M&A-Transaktionen ist, wird sie oft übersehen oder erhält nicht genug Aufmerksamkeit.

Werden Unternehmen veräussert, getrennt, aufgekauft oder fusioniert, müssen sie sich in komplexen IT-Landschaften zurechtfinden. Dabei stehen sie vor zahlreichen Herausforderungen, darunter die Harmonisierung von IT-Systemen und IT-Infrastrukturen, die Migration von Daten und die Beurteilung, wie sich diese Daten in die IT-Strategie und die Betriebsabläufe des neuen Unternehmens einfügen.

Wenn diese wichtigen und hochkomplexen Aspekte vernachlässigt werden, kann es zu Wertverlust, zum Unterbruch kritischer Geschäftsabläufe und sogar zu Compliance- oder Governance-Problemen kommen.

Im Rahmen eines angemessenen Risikokonzepts sollten Unternehmen die IT daher bereits in der Anfangsphase einer potenziellen Transaktion mit einbeziehen. Eine sorgfältige Bewertung der künftigen Geschäftseinheit oder Tochtergesellschaft aus der IT-Perspektive ermöglicht die Entwicklung einer eindeutigen IT-Strategie, die wiederum dazu beiträgt, den gewünschten Geschäftswert zu erzielen.

Ressourcen für die Integration oder Trennung der IT

Ein IT Integration oder Separation Management Office (IMO bzw. SMO) spielt eine zentrale Rolle bei der Harmonisierung von Geschäfts- und IT-Zielen und unterstützt die Koordination der globalen Teams auf der Käufer- und Verkäuferseite.

Das eigens für das IMO bzw. SMO gebildete Team koordiniert die verschiedenen Aufgaben und sorgt für eine nahtlose Abstimmung zwischen den involvierten Fachpersonen (z. B. Netzwerkingenieuren, Cyberspezialistinnen, Personal in den Rechenzentren), den IT-Führungskräften und dem Einkauf. Diese Funktionen haben in erster Linie zum Ziel, die fristgerechte Umsetzung des Transaktionsprojekts zu unterstützen, gegenseitige Abhängigkeiten effizient zu ermitteln bzw. zu steuern und die Transaktionskosten im Rahmen des gesamten Transformationsvorhabens zu begrenzen.

Das IMO koordiniert alle an der Integration von zwei oder mehr Unternehmen beteiligten Parteien und arbeitet eng mit anderen Funktionsbereichen des Unternehmens zusammen, um ihre Anforderungen und den jeweiligen IT-Bedarf zu ermitteln. Ziel dabei ist es, sicherzustellen, dass die entstehende IT-Umgebung mit der Geschäftsstrategie des fusionierten Unternehmens übereinstimmt.

Das SMO ist für die technische bzw. fachliche Verwaltung aller an der Trennung von zwei oder mehr Unternehmen beteiligten Parteien verantwortlich. Es bewertet die Systeme und die Infrastruktur der jeweiligen Unternehmen und entwickelt einen Plan für die Trennung. Dabei soll der Geschäftsbetrieb nach Möglichkeit nicht unterbrochen werden.

Drei Schwerpunktbereiche für das IT-Management

In ganz Europa haben KPMG Mitgliedsfirmen in verschiedenen Sektoren umfangreiche multidisziplinäre Integrations- und Trennungsprojekte begleitet. Da jede Situation einzigartig ist – mit jeweils eigenen Herausforderungen und Chancen – gibt es keinen allgemeingültigen Ansatz für ein effektives IT-Management bei Fusionen und Übernahmen.

KPMG hat jedoch drei Schwerpunktbereiche ermittelt: 

  1. Strategie und Planung

    Ein fundiertes Verständnis der Geschäftsstrategie (einschliesslich der damit verbundenen Transaktionen) ermöglicht es den IT-Teams, jede Transaktion optimal zu unterstützen. Für den langfristigen Erfolg ist es ausserdem wichtig, kurzfristige Initiativen und Entscheidungen mit den strategischen Gesamtzielen des Unternehmens abzustimmen und zu koordinieren. Dies erfordert ein tiefgreifendes Verständnis der Werte, der Vision und der Mission des betreffenden Unternehmens.


    Direkt zu Beginn sollte eine IT-Bewertung erfolgen, um die IT-Systeme und -Strukturen aller beteiligten Unternehmen zu beurteilen und die Kompatibilität aller IT-Systeme, -Infrastrukturen und -Prozesse einzuschätzen. Diese Schritte bilden die Grundlage für die Entwicklung eines übergreifenden Wertschöpfungsplans.


    Eine erfolgreiche Integration oder Trennung erstreckt sich nicht nur auf die IT-Systeme («IT4IT»), sondern auch auf Funktionen wie das Finanz- und Personalwesen, die Lieferketten, die Logistik und das Kundenmanagement («IT4Business»). Die frühzeitige Einbindung der IT ist entscheidend, um Hindernisse bei Transaktionen – wie z. B. inkompatible Plattformen – bereits im Anfangsstadium zu erkennen. Gleichzeitig lassen sich so potenzielle Risiken ermitteln, beispielsweise veraltete Technologien im Zielunternehmen, die den Betrieb nach der Fusion bzw. Übernahme beeinträchtigen könnten.


    Die frühzeitige Berücksichtigung der IT-Aspekte von Branchenspezifika – wie GxP für die Pharmaindustrie, Go-to-Customer für den Einzelhandel, Anti-Geldwäscherei-Vorschriften und Know-Your-Customer-Richtlinien für Finanzdienstleistungen oder Umweltvorschriften und Nachhaltigkeitsberichte für den Energiesektor – ist äusserst wichtig, um potenzielle Verzögerungen zu antizipieren. Branchenexpertinnen und -experten tragen mit wertvollem Fachwissen und fundierten Erkenntnissen zu den Verhandlungsgesprächen bei; dies kann als Entscheidungsgrundlage dienen und zu besseren Ergebnissen führen.

  2. Unternehmenskultur(en), qualifiziertes Personal und enge Zusammenarbeit

    Eine enge Zusammenarbeit zwischen den qualifizierten Geschäfts- und IT-Teams, unterstützt durch strategische Partnerschaften, kann die Komplexität einer Transaktion verringern.


    Unternehmenskulturen sind oft sehr unterschiedlich. Dieser Aspekt sollte bei Integrationen und Trennungen nicht unterschätzt werden. Es ist wichtig, kulturelle Unterschiede zwischen den jeweiligen IT-Teams und IT-Prozessen zu erkennen und zu berücksichtigen. Entscheidend hierfür sind eine offene Kommunikation und eine vertrauensvolle Atmosphäre, in der sich alle Beteiligten wohlfühlen und die Perspektive des Gegenübers nachvollziehen können.


    Der Aufbau einer gemeinsamen IT-Kultur zur Gewährleistung der Abstimmung und Transparenz zwischen den involvierten Geschäfts- und IT-Teams sowie ein gemeinsamer, fest verankerter «One-Team»-Ansatz helfen, Widerstände abzubauen, und sorgen für eine höhere Akzeptanz. Dies wiederum ist entscheidend für eine erfolgreiche Integration bzw. Trennung. Die Investition in eine langfristige Beziehung zu einem strategischen Partner im M&A-Bereich kann das Onboarding und die Projektumsetzung beschleunigen und reibungsloser gestalten. Zudem ermöglicht dies ein tiefgreifenderes Verständnis der jeweiligen Unternehmenskultur und Organisation sowie der betreffenden Systeme und Prozesse, sodass allfällige Ausfallzeiten in oftmals zeitkritischen Situationen minimiert werden können.


    Die Bindung und Gewinnung von qualifizierten IT-Fachkräften ist entscheidend, um Kontinuität, Innovation und Effizienz in der technologischen Landschaft eines Unternehmens zu gewährleisten. Kompetentes Personal sichert nicht nur das institutionelle Wissen, sondern treibt auch den technischen Fortschritt voran, um angesichts der rasanten digitalen Veränderungen die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens langfristig zu erhalten.

  3. Steuerung und praktische Umsetzung

    Eine übergreifende Funktion sichert die strategische Leitung, Kontrolle und unterstützt die praktische Umsetzung der Integrations- oder Trennungsprogramme.


    Bei Integrations- oder Trennungsprojekten ist die Zeit ein kritischer Faktor. Die IT-Abteilung muss daher in der Lage sein, einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten, auch wenn sie keinen Einfluss auf das Abschlussdatum der Transaktion hat. Auch hier können in der Vorbereitungsphase der Rückgriff auf frühere Erfahrungen sowie ein breites Spektrum von Expertinnen und Experten bzw. spezialisierten Fachleuten hilfreich sein. Letztlich muss das ausführende Projektteam ein Gleichgewicht zwischen Antizipation und Pragmatismus finden, um eine erfolgreiche Integration oder Trennung zu erreichen. Und wenn es «überall brennt», muss das Team Prioritäten setzen und entsprechend vorgehen.


    Es kann hilfreich sein, ein eigenes M&A-Team für die Integration/Trennung einzurichten, das an keinen anderen Projekten beteiligt ist und seinen Fokus somit ganz auf die Transaktionsziele richten kann. Ein effektives Projektmanagement ist die Voraussetzung, um Zeitpläne, Ressourcenvorgaben und IT-Budgets einzuhalten. Das IMO oder ISO sollte über profundes Fachwissen verfügen bzw. entsprechende Fachpersonen beiziehen, um sicherzustellen, dass branchenspezifische Anforderungen und Vorschriften – einschliesslich potenzieller Probleme, Risiken oder Verzögerungen – berücksichtigt werden.

Beratung und Expertise

Fusionen und Übernahmen sind kompliziert und mit zahlreichen Herausforderungen verbunden, die über Erfolg oder Misserfolg einer Transaktion entscheiden können. Oft wird die IT bei M&A-Projekten «übersehen», obwohl sie aufgrund ihrer Komplexität und Kernfunktion ein wesentlicher Bestandteil erfolgreicher Transaktionen ist.

Ein effektives IT-Management kann entscheidend sein und die langfristige Wertschöpfung beeinflussen. Ein zuverlässiger und erfahrener Partner unterstützt Unternehmen bei der Bewältigung transaktionsspezifischer IT-Probleme, indem er die verschiedenen Beteiligten des betreffenden M&A-Lebenszyklus steuert und koordiniert. 

Bei KPMG wissen wir, dass es keine allgemeingültige «Formel» für die Integration oder Trennung der IT gibt. Basierend auf unserer langjährigen Erfahrung bieten wir daher Lösungen an, die auf den jeweiligen Transaktionskontext zugeschnitten sind. Unsere Leistungen decken den gesamten Lebenszyklus einer Transaktion ab – von der konzeptionellen Aufgleisung des Projekts bis zu den abschliessenden Arbeiten nach der erfolgreichen Fusion oder Übernahme. Sie umfassen individuelle Prioritäten, zukünftige Wachstumsziele sowie Beratungsleistungen für die strategische Neuausrichtung. 

Unser M&A-Team für den IT-Bereich unterstützt Unternehmen dabei, das Potenzial von Technologien bei Fusionen bzw. Übernahmen zu nutzen und die damit verbundenen Risiken zu minimieren. Nebst einem scharfen Blick für finanzielle Aspekte bringen wir ein profundes technisches Know-how mit, um die Wertschöpfung Ihrer Transaktion gezielt und positiv zu beeinflussen. 

Als multidisziplinäres Unternehmen bietet KPMG Ihnen sowohl ein umfassendes Verständnis in Bezug auf Unternehmenskulturen und Personalstrukturen als auch technische Fähigkeiten, langjährige Erfahrung mit IT-relevanten Aspekten im M&A-Bereich sowie Know-how und Beratung zur Vermeidung häufiger Fehler. Auf dieser Grundlage unterstützen wir Sie kompetent bei der erfolgreichen Abwicklung Ihrer M&A-Transaktionen. 

Ihre Ansprechperson

Ines Michel-Leitao

Director, Digital Transformation

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