Pillar 2 von BEPS 2.0: Globale Mindeststeuer

Erfahren Sie, wie Pillar 2 von BEPS 2.0 die Schweizer Steuerlandschaft verändert und welche Auswirkungen sich auf Ihr Unternehmen ergeben.

Was ist BEPS 2.0?

Die Initiative Base Erosion and Profit Shifting (BEPS) 2.0 der OECD stellt einen bedeutenden Wandel in den globalen Steuerstandards dar. Ihr Ziel ist es, Steuervermeidung multinationaler Konzerne zu bekämpfen und sicherzustellen, dass diese ihre Steuern dort zahlen, wo sie ihre Gewinne erzielen. 

BEPS 2.0 besteht aus zwei Säulen, die sich auf unterschiedliche Aspekte der Besteuerung konzentrieren.

BEPS 2.0 – Assessing the impact on your organization

BEPS 2.0 – Assessing the impact on your organization

Szenarioplanung: Reaktion auf neue Vorschläge - basierend auf KPMG Digital Gateway

Pillar 1 – Säule 1

Pillar 1 richtet sich – abgesehen von einer Standardisierung der Vertriebsmargen – auf die Neuzuweisung von Besteuerungsrechten. Länder mit grossen Verbrauchermärkten sollen das Recht haben, Gewinne grosser multinationaler Unternehmen zu besteuern, auch wenn diese physisch nicht in diesen Ländern präsent sind. Dies stellt sicher, dass digitale und global tätige Unternehmen fair besteuert werden. Eine abschliessende Einigung zur Einführung konnten die Staaten aber noch nicht erzielen. 

Pillar 2 – Säule 2

Pillar 2 führt eine globale Mindestbesteuerung von 15 % ein. Diese globale Mindeststeuer soll verhindern, dass multinationale Konzerne Gewinne in Niedrigsteuerländer verlagern. Diese Regelung betrifft hauptsächlich Konzerne mit einem Jahresumsatz von über 750 Mio. EUR und wird seit 2024 auch in der Schweiz umgesetzt. Ab 2025 wird die Anwendung erweitert. 

Unternehmen, die diese Schwelle nicht erreichen, sollten dennoch ihre Eigentümerstruktur überprüfen, da sie möglicherweise Teil einer grösseren konsolidierten Gruppe (z.B. Family Office, Stiftung) sind. Die globale Mindestbesteuerung wird die Steuerstrategie multinationaler Konzerne nachhaltig beeinflussen.


Auswirkungen auf die Schweiz und das Schweizer Steuersystem

Die Einführung von Pillar 2 hat signifikante Auswirkungen auf das Schweizer Steuersystem.

Traditionell zeichnete sich die Schweiz durch attraktive Unternehmenssteuersätze aus, steht nun jedoch vor der Herausforderung, den neuen globalen Mindeststeuerstandard umzusetzen. Diese Entwicklung markiert einen wichtigen Schritt in Richtung Anpassung an das internationale Steuerrecht, das darauf abzielt, faire und transparente Steuerpraktiken weltweit zu fördern.

Die Schweizer Behörden arbeiten aktiv daran, die Auswirkungen der Pillar 2-Regeln zu evaluieren und sicherzustellen, dass die Schweiz wettbewerbsfähig bleibt und gleichzeitig die internationalen Anforderungen erfüllt. Dabei muss das Schweizer Steuersystem mit den Änderungen im internationalen Steuerrecht in Einklang gebracht werden, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden. Einige Kantone führen in diesem Zusammenhang auch neue Anreizsysteme ein.

Unternehmen müssen sich auf eine mögliche Anpassung der Gewinnsteuersätze und Möglichkeiten von Förderungen einstellen, was sowohl lokale als auch internationale Unternehmen betreffen wird.

Herausforderungen für die Unternehmen

Die Anpassung an Pillar 2 bringt für die Schweiz und insbesondere für die Unternehmen einige Herausforderungen mit sich.

Es stellen sich für Unternehmen folgende spezifische Herausforderungen:

  • Compliance: Unternehmen müssen neue Steuerdeklarationen einreichen, um den neuen Anforderungen zu entsprechen.
  • Berichterstattung: Erhöhte Transparenzanforderungen bedeuten mehr Aufwand für die interne Steuerabteilung.
  • Kosten: Die Anpassung an die neuen Regeln kann erhebliche Kosten verursachen.
  • Zunahme von Steuerstreitigkeiten: Es ist möglich, dass aufgrund der neuen und zusätzlichen Steuerverfahren auch neue Steuerstreitigkeiten entstehen.

Betroffene Unternehmen und Branchen

Pillar 2 gilt für multinationale Unternehmen aller Branchen, einschliesslich Technologie, Pharma und Konsumgüter, welche die Grössenkriterien erfüllen. 

Unternehmen mit umfangreichen internationalen Aktivitäten müssen ihre Steuerstrategien neu bewerten, um den neuen Anforderungen zu entsprechen. Die Compliance- und Berichterstattungspflichten erfordern eine Anpassung der Buchhaltungs- und IT-Systeme. Ausserdem könnten erhöhte Steuerlasten Unternehmen treffen, die zuvor von niedrigeren Steuersätzen profitiert haben. 

Unternehmen müssen zudem sicherstellen, dass sie ihre Governance-Rahmenbedingungen verbessern, um den neuen rechtlichen Anforderungen gerecht zu werden.


Zeitplan und Ablauf

Die Schweiz hat bereits wesentliche Schritte unternommen und hat damit den Zeitplan der OECD für die Einführung der globalen Mindeststeuer eingehalten.

Das Konzept von Säule 2 wird von mehr als 100 Ländern weltweit mitgetragen. Per 2024 haben ca. 35 Länder (insbesondere die meisten EU Länder) mindestens eine der entsprechenden Mindestbesteuerungsregeln eingeführt. Per 2025 folgen weitere Länder wie Hong-Kong oder Singapur (Insgesamt ca. 50 Länder; Stand: September 2024).

Eine Übersicht über den aktuellen Umsetzungsstand findet sich hier.

BEPS 2.0 - World Overview

Auch wenn einige gewichtige Länder wie die USA oder die BRIC-Staaten noch keine Umsetzungsschritte beschlossen haben, wird die grosse Mehrheit der betroffenen Unternehmen ab 2024 oder spätestens ab 2025 in mindestens einem Land von den neuen Regelungen betroffen sein. Die Unternehmen müssen daher ihre Systeme und Verfahren bis 2024 (oder 2025) entsprechend anpassen, wobei die erste Steuererklärung nach Säule 2 voraussichtlich Mitte 2026 fällig wird.


Welche Informationen müssen Sie sammeln?

Im Rahmen von Pillar 2 müssen Schweizer Unternehmen eine Vielzahl an Datenpunkten verwalten, um die neuen Regeln einzuhalten. Etwa 150 verschiedene Datenpunkte müssen gesammelt werden, darunter Informationen zu Steuern, Einkünften und internen Strukturen. 

Unternehmen stehen vor der Entscheidung, entweder ein eigenes Berechnungssystem zu entwickeln, externe Softwarelösungen zu lizenzieren oder die Berechnung auszulagern. Die Vorbereitung auf diese neuen Compliance-Anforderungen kann durch Workshops und Beratungsdienste unterstützt werden, um die relevanten Daten in den bestehenden Systemen zu identifizieren.

KPMG verfügt über einen bewährten Zuordnungsansatz, der es ermöglicht, die GloBE-Regeln mit den in Ihrer Organisation vorhandenen Daten abzugleichen. Dazu bieten wir einen ganztägigen «Discovery Workshop» an, um Sie bei der Ermittlung der relevanten Daten in Ihren Systemen und Ihrer Datenlandschaft zu unterstützen.

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KPMG's BEPS 2.0 Automation Technology (KBAT)

Mit KBAT – KPMG BEPS Automation Technology – hat KPMG ein Säule 2 Berechnungs-Tool entwickelt, welches Unternehmen End-to-End – vom flexiblen Daten-Import aus den bestehenden Systemen bis zur Generierung der entsprechenden Steuererklärungen – unterstützt. 

 


Sind Sie bereit für das neue globale Steuersystem?

Unser Projektansatz hilft Ihnen Schritt für Schritt, sich auf die Anforderungen von Säule 2 vorzubereiten – und zwar unabhängig davon, in welcher Phase der Implementierung Sie sich derzeit befinden.

  1. Kick-off

    Zunächst stimmen wir uns betreffend aktuellen Stand und Zeitplan ab und legen dann die relevanten Personen und Teammitglieder fest.

  2. Analyse

    Wir helfen Ihnen bei der Bestimmung von Pilotländern/-organisationen für die Datenzuordnung und führen eine erste relevante Folgenabschätzung (Berechnung) durch. Dabei kommt gegebenenfalls das BEPS 2.0 Modell von KPMG zum Einsatz.

  3. Auswahl

    Hier geht es um die Definition und Strukturierung von Prozessen, einschliesslich Bestimmung des nötigen End-to-End-Datenmanagements und Auswahl einer geeigneten Technologie.

  4. Umsetzung

    In diesem Schritt konzentrieren wir uns auf Compliance-Anforderungen und auf die Implementierung der Technologien.


Wie geht es mit BEPS 2.0 in der Schweiz weiter?

Mit der Einführung von Säule 2 von BEPS 2.0 Säule steht die Schweiz vor tiefgreifenden Veränderungen. Die Anpassungsfähigkeit des Landes wird entscheidend sein, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts zu erhalten. Ein faires und international abgestimmtes Steuersystem wird nicht nur den Ruf der Schweiz als verantwortungsbewusstes Land stärken, sondern auch langfristig eine nachhaltige Steuerlandschaft fördern.

Um diesen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen, ist ein kontinuierlicher Dialog zwischen Unternehmen, Regierung und internationalen Akteuren notwendig. Unternehmen sollten proaktiv handeln, um nicht nur die Einhaltung der Regeln sicherzustellen, sondern auch ihre strategische Positionierung im neuen globalen Steuerumfeld zu optimieren.

Bleiben Sie den Entwicklungen einen Schritt voraus

Unser Expertenteam hat Erfahrung bei der Begleitung von Unternehmensgruppen durch den Umsetzungsprozess. Wir unterstützen Ihr BEPS Säule-2-Projekt:

  • Individuell, je nach Ihren Anforderungen, Ihrem Zeitplan und Ihren internen Fähigkeiten und Kapazitäten
  • Unter Berücksichtigung der KPMG Projektmethodik für BEPS Säule 2
  • Mit Zugang zur globalen BEPS Säule-2-Arbeitsgruppe von KPMG sowie unseren gesamten Erkenntnissen aus der Interpretation der Modellregeln, aus Best Practices und Technologien

Ihre Ansprechpartner

Stefan Kuhn

Partner, Leiter Tax & Legal, Mitglied des geschäftsführenden Verwaltungsrats

KPMG Switzerland

Anne Marie Anselmi

Partner, International Corporate Tax, Head of Tax Accounting

KPMG Switzerland

Vincent Thalmann

Partner, Standortleiter Genf, Leiter Corporate Tax Westschweiz

KPMG Switzerland

Peter Uebelhart

Partner, Tax

KPMG Switzerland

Marco Alig

Director, International Corporate Tax, Tax Accounting

KPMG Switzerland

Olivier Eichenberger

Director, Corporate Tax

KPMG Switzerland

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